Kreuzung am Stadthaus Bonn

Foto: Joey Scharfenberg

Wissenswertes

Mobilitätswende – was tut die Stadt Bonn?

Mehr ÖPNV, mehr Rad, mehr Sharing, weniger Autos – ein Überblick über Maßnahmen

Um unsere Klimaziele einzuhalten, muss Autofahren von der Regel zur Ausnahme werden. Welche Rahmenbedingungen dafür schafft die Stadt Bonn bisher?

Bei vielen sind die guten Vorsätze bereits da: Mehr Bewegung in den Alltag einbauen, das Auto stehenlassen und stattdessen mit dem Rad zur Arbeit fahren. Oder mit Bus und Bahn zum Termin am anderen Ende der Stadt. In der Theorie klingt das ganz einfach, und doch erscheinen die Hürden oft hoch. Das Ticket für die Stadtbahn erscheint zu teuer, der Weg auf dem Rad durch die Innenstadt zu gefährlich, der Bus fährt in der Nacht nicht mehr zurück ... so kann die Verkehrswende schnell auf der Strecke bleiben.

Die Stadt Bonn will ihre Bürger:innen dabei unterstützen, klimafreundlich unterwegs zu sein. In den letzten Jahren hat der Rat der Stadt hierfür wichtige Weichen gestellt. Das neu eingerichtete Programmbüro Mobilität und neue Stellen im Stadtplanungs- und Tiefbauamt sollen die Mobilitätswende koordinieren und weiter voranbringen. Doch bis der sogenannte Umweltverbund (Fuß, Rad, ÖPNV) für alle die attraktivste Option ist, um von A nach B zu kommen, muss noch viel passieren. Einiges ist bereits umgesetzt oder aktuell in Arbeit, vieles ist in Planung. Wir geben einen Überblick.

(Stand: Dez. 2022)

 Förderung des Öffentlichen Personennahverkehrs

Der Bonner ÖPNV schneidet im ÖV-Atlas Deutschland 20221 bereits überdurchschnittlich gut ab. In 2017 legten Bonner:innen 17 % ihrer Wege mit Bus und (Stadt-)Bahn zurück. Damit dieser Anteil weiter steigt, setzt die Stadt Maßnahmen um, die die „Öffis" noch attraktiver machen sollen.

Der ÖPNV wird finanziell gefördert

Oberbürgermeisterin Dörner hätte sehr begrüßt, wenn der Bund das 9-Euro-Ticket fortführt und somit der öffentliche Nahverkehr mit Unterstützung des Bundes für alle dauerhaft günstig bliebe. Da die finanziellen Mittel der Stadt begrenzt sind, kann die Stadt aktuell kein vergleichbares Angebot für alle Bürger:innen machen. Daher wurde die Entscheidung getroffen, vor allem Menschen mit keinem oder geringem Einkommen zu entlasten.

Das Schüler:innen-Ticket wird von der Stadt subventioniert und kostet nun 19 Euro monatlich. Inhaber:innen des Bonn-Ausweises können für den ÖPNV ein Sozialticket beantragen. Dieses kostet ab dem 1. September 2022 ebenfalls 19 Euro im Monat (zuvor: 29,70 Euro), auch Kindertickets werden günstiger.

Verbindungen werden schneller und dichter, neue kommen hinzu

Taktverdichtung Der Takt der Straßenbahnen wurde auf einigen Abschnitten verdichtet. Weitere Verdichtungen sind geplant. Ziel ist, zu den Hauptverkehrszeiten einen Fünf-Minuten-Takt auf den Hauptstrecken anzubieten.

Neue Stadtbahn-Fahrzeuge Um Taktverdichtungen und die Einrichtung neuer Streckenabschnitte bei Stadt- bzw. Straßenbahn zu ermöglichen, wurden neue Fahrzeuge bestellt.

Beschleunigung auf Linienwegen des ÖPNV Der Stadtrat hat Maßnahmen beschlossen, die dafür sorgen werden, dass mehrere Buslinien schneller vorankommen. Bauliche Maßnahmen, Änderungen von Vorfahrtsregelungen und Halteverbote werden Verzögerungen reduzieren.

Bus- und/oder Umweltspuren wurden eingerichtet, z. B. auf der Oxfordstraße. Diese Spuren dürfen nicht von Autos genutzt werden. Für Auto und LKW steht je Richtung nur noch eine Spur zur Verfügung. Busse und Radfahrende kommen dadurch schneller und sicherer voran.

Neue Strecken Beispielsweise hat der Rat die Verwaltung beauftragt, eine rechtsrheinische Stadtbahn von Bonn-Niederkassel nach Köln zu planen. Die neue Strecke soll mit dem Kölner und Bonner Stadtbahnnetz verbunden sein. Die Stadtbahnlinie 63 im Bonner Norden soll verlängert werden. In Zukunft soll sie von Tannenbusch über Buschdorf bis zum Nordfriedhof fahren.

Seilbahn Der Stadtrat hat den Bau einer Seilbahn beschlossen. Sie soll Ramersdorf, das Bundesviertel und die Uni-Kliniken auf dem Venusberg miteinander verbinden. Erstmalig in Deutschland wird eine Seilbahn als Teil des ÖPNV-Netzes konzipiert, statt wie bisher für Freizeit und Tourismus. Info-Seite der Stadt zur Seilbahn

Der ÖPNV wird barrierefreier und bequemer

Barrierefreie Haltestellen Bei der geplanten Renovierung des ZOB (Busbahnhof) werden die Haltestellen barrierefrei gestaltet. Auch die Stadt- bzw. Straßenbahn-Haltestellen im Stadtgebiet sollen barrierefrei werden.

Die App BONNmobil der SWB stellt Infos zu vielen Bonner Mobilitätsangeboten gebündelt zur Verfügung. Mit ihr können Nutzer:innen ihre Route verkehrsmittelübergreifend planen und zahlen. Darüber hinaus zeigt die App z.B. an, wo Leih-Fahrräder und E-Roller stehen und informiert über die Auslastung der Parkhäuser. Außerdem lässt sich der CO2-Verbrauch für die geplante Route anzeigen, abhängig vom gewählten Verkehrsmittel. So wird es einfach, die klimafreundlichste Variante zu wählen.

BONNmobil gibt es im apple App Store und bei Google Play.

Maßnahmen im Bereich Fahrrad-Mobilität

In 2017 legten die Bonner:innen ca. 47 % ihrer Wege zu Fuß oder mit dem Rad zurück. Um diesen Anteil zu erhöhen, will die Stadt das Radfahren aktiv fördern, z. B. durch ein gut ausgebautes Wegenetz.

Ziele des Radentscheids werden umgesetzt

Mit der Annahme dieses Bürgerbegehrens durch den Stadtrat wurde von der Verwaltung zugesagt, dass „...ab jetzt bei allen Planungen für Neubau oder Ertüchtigung von Verkehrswegen die Anforderungen aus dem Beschluss des Radentscheids berücksichtigt werden." (Radentscheid-Website, „Ein Jahr Radentscheid Bonn")

Um die Ziele des Radentscheids umsetzen zu können, wurden neue Stellen geschaffen und Arbeitsgruppen gebildet. Stadtverwaltung und Vertreter:innen des Radentscheids treffen sich regelmäßig zum Austausch. Zahlreiche bereits beschlossene und teils schon umgesetzte Maßnahmen entsprechen den Radentscheid-Zielen:

  • Die Viktoriabrücke wurde fahrrad- und fußgängerfreundlich umgebaut.
  • Das Rheinufer wurde fahrrad- und fußgängerfreundlich neu gestaltet.
  • Für den City-Ring wurde ein neues Verkehrskonzept entwickelt und umgesetzt.
  • Die städtische Parkraumstrategie umfasst u. a. Auto-Parkflächen zu reduzieren, um weitere Fahrradabstellanlagen errichten zu können.
Radfahren wird sicherer und komfortabler

Tempolimits Auch auf größeren Verkehrsachsen wie Reuterstaße und Bornheimer Straße ist Tempo 30 vorgeschrieben. Das erhöht die Sicherheit nicht nur für Radfahrer:innen, sondern natürlich auch für Fußgängerinnen und die Autofahrenden selbst.

Protected Bike Lanes werden eingerichtet. Dies sind baulich abgetrennte Fahrradspuren mit einer Breite von ca. 2,5 m. Umgesetzt ist dies schon in der Sandkaule und einem Teil der Welschnonnenstraße zwischen Bertha-von-Suttner-Platz und Theaterstraße sowie am Brassertufer.

Fahrradstraßen werden weiter ausgebaut. Hier haben Radfahrende Bevorrechtigung. Deutliche Markierungen machen darauf aufmerksam.

Umbau der Viktoriabrücke und neue Regelungen Die Viktoriabrücke wurde umfassend umgebaut die Rad- und Fußwege sind breiter und sicherer geworden. Seit August 2022 dürfen motorisierte Verkehrsteilnehmer:innen, die die Brücke aus Richtung Bahnhof/Endenicher Straße befahren, nicht mehr rechts in die Bornheimer Straße abbiegen. Es war immer wieder zu gefährlichen Situationen für Fahrradfahrer:innen gekommen.

Umweltspuren werden eingerichtet. Dies sind Fahrbahnen, die nicht von Auto bzw. LKW, sondern nur von Fahrrädern und Bussen genutzt werden dürfen. Diese kommen dadurch schneller voran und stehen seltener im Stau. Umgesetzt wurde dies z. B. schon auf Oxfordstraße, Belderberg, Hermann-Wandersleb-Ring)

Mehr Abstellplätze Die Stadt hat ein Fahrradabstell-Programm entwickelt mit dem Ziel, flächendeckend sichere Abstellmöglichkeiten bereitzustellen. Fortlaufend werden Anlehnbügel installiert, an denen Räder angeschlossen werden können.

Radschnellrouten und Rad-Pendlerrouten werden eingerichtet

Der Ausbau von Radschnellrouten ist eine Maßnahme aus dem Projekt „Emissionsfreie Innenstadt". Auf diesen Strecken sollen Radfahrende sicher und zügig vorankommen. Die Wege sind daher ausreichend breit und werden getrennt von Fußwegen geführt. Unterbrechungen durch Kreuzungen oder Ampeln werden nach Möglichkeit vermieden. Viele Radschnellrouten entstehen durch die Verbreiterung und Sanierung bereits vorhandener Wege.

Rad-Pendlerrouten sind breite Radwege mit verbesserter Wegführung, Beschilderung und Kennzeichnung (rote Fahrrad-Piktogramme auf der Fahrbahn). Sie sollen besonders für Pendler:innen attraktiv sein, damit diese den Weg zur Arbeit und zurück sicher und schnell auf zwei statt auf vier Rädern zurücklegen können.

Bereits fertiggestellt sind beispielsweise die Routen Rheinbach – Meckenheim – Röttgen – Ückesdorf – Lengsdorf – Bonn Innenstadt und Rheinbach – Swisttal-Buschhoven – Alfter-Oedekoven – Dransdorf. Sie führen über bestehende Radwege, Feldwege und ruhige Nebenstraßen.

Die Route Bornheim – Alfter – Bonn Hbf ist in Arbeit, die meisten Abschnitte bestehen schon, aber nicht alle sind aktuell in einem guten Zustand. Wenn die Route fertiggestellt ist, wird sie etwa 9,5 km lang, mindestens 3 m breit und durchgehend beleuchtet sein. Der ADFC lobt: „Auf der fertigen Route wird man – wenn man das möchte – fast durchgehend Tempo 25 km/h fahren können."

Mehr Infos zu den Rad-Pendlerrouten auf den Seiten der Stadt Bonn

Mehr Infos zu den Rad-Pendlerrouten der Region auf der Seite des ADFC Bonn/Rhein-Sieg

Förderung von E-Mobilität

Die Stadt treibt den Einsatz von elektrisch betriebenen Fahrzeugen voran – sowohl im eigenen Fuhrpark als auch im öffentichen Bereich.2

E-Fahrzeuge bei SWB und im städtischen Fuhrpark

Die SWB Bus und Bahn setzen bereits E-Busse im Linienverkehr ein. Es ist geplant, die gesamte Flotte schrittweise auf emissionsfreie und mit Ökostrom geladene Elektrobusse umzustellen.

Im städtischen Fuhrpark gibt es bereits einige Elektrofahrzeuge, weitere werden in Zukunft angeschafft, Verbrennungsmotoren werden ersetzt.

Ausbau der Lade-Infrastruktur

Die Lade-Infrastruktur für Elektroautos soll nach und nach ausgebaut werden.

E-Mobilität bei Sharing-Angeboten

An vielen Orten im Stadtgebiet stehen E-Scooter (Tretroller) bereit. SWB Bus und Bahn kooperiert dazu mit dem Unternehmen TIER.

Die Stadtwerke vermieten Elektroroller (Aussehen wie Motorroller, z. B. Vespa etc.), inkl. Helm. Die Clara eRoller können in einer von mehreren Zonen geliehen und zurückgegeben werden, u. a. in der Innenstadt (Stiftsplatz, Theaterstraße), in Ramersdorf, Poppelsdorf, Bad Godesberg (Bahnhof), am Uni-Klinikum, am UN-Campus und am Post Tower. Dies nennt sich Free-Floating-System. Die E-Roller können auf öffentlichen kostenpflichtigen Stellflächen abgestellt werden OHNE, dass die Gebühren entrichtet werden müssen.

Die E-Mobilität im Carsharing wird vorangetrieben. Die Carsharing-Stellplätze im öffentlichen Raum sollen schrittweise eine entsprechende Ladeinfrastruktur erhalten. Die kommerziellen Anbieter sollen in der Sondernutzungserlaubnis für diese Stellplätze verpflichtet werden, diese Stellplätze nach einer Übergangsfrist nur noch mit E-Fahrzeugen zu besetzen.

Maßnahmen zum Teilen von Mobilitätsangeboten

Die Stadt fördert verschiedene Services im Bereich Shared Mobility: Angebote, die Bürger:innen gemeinsam nutzen können.

Mobilstationen: mehrere Services an einem Ort

In der Bonner und Beueler Innenstadt werden bis zu 30 Mobilstationen eingerichtet, vor allem in der Nähe des öffentlichen Nahverkehrs oder an Taxi-Ständen. An Mobilstationen finden Bürger:innen zahlreiche Angebote und Services, die sie dabei unterstützen, umweltfreundlich unterwegs zu sein. Art und Anzahl der Angebote variieren. Unter anderem gibt es:

  • Möglichkeiten zum Laden von E-Bike-Akkus und E-Autos
  • verschiedene Abstellmöglichkeiten, teils überdacht
  • Bike-Sharing und Verleih von E-Lastenrädern
  • Luftpumpen-Service
Mietfahrräder

SWB Bus und Bahn kooperiert mit dem Unternehmen Nextbike; gemeinsam wurde das erste Fahrradmietsystem etabliert, dass das gesamte Bonner Stadtgebiet abdeckt. Durch das sogenannte Free-Floating-System müsssen die Räder nach der Fahrt nicht an den Ort der Ausleihe zurückgebracht werden, sondern können überall abgerstellt werden. Inhaber:innen von Ticket-Abos des ÖPNV (z. B. Jobticket) können pro Tag 30 Min. kostenfrei fahren.

Car-Sharing

In Kürze werden an 73 Standorten insgesamt 155 zusätzliche Carsharing-Stellplätze eingerichtet. Sie sollen möglichst gleichmäßig über das gesamte Stadtgebiet verteilt sein. Drei verschiedene Unternehmen werden ihre Fahrzeuge für die gemeinschaftliche Nutzung anbieten.

Pressemitteilung

Städtische Info-Seite zum Car-Sharing

Verkehrsberuhigung und Neuaufteilung des öffentlichen Raums

Zahlreiche Maßnahmen zielen auf eine Reduktion des motorisierten Individualverkehrs (MIV). Denn nur, wenn es für umweltfreundliche Alternativen genug Raum in der Stadt gibt, sind sie attraktiv.

Neugestaltung des linksrheinischen Uferbereichs

Das Projekt „Neugestaltung der linksrheinischen Uferpromenade" kann hier als Beispiel dienen; mit diesem Projekt kommt die Stadt ihren verkehrspolitischen Zielen näher. Die gesamte Rheinuferpromenade zwischen Zweiter Fährgasse im Süden und Rosental im Norden soll grundsätzlich dem Fuß- und Radverkehr vorbehalten sein. (Ausnahmen: notwendiger Ver- und Entsorgungsverkehr wie Taxis, Anwohner:innenverkehr, Lieferverkehr oder Verkehr der Touristenschifffahrt). Einige Maßnahmen sind schon umgesetzt, weitere werden folgen. Etliche Parkmöglichkeiten wurden bereits entfernt (Ausnahmen: Behindertenstellplätze, Taxi- und Bushalteplätze sowie notwendige Lieferzonen), einige Straßenabschnitte wurden zu Fahrradstraßen umgewidmet.

Neugestaltung des City-Rings

2021 wurde ein neues Verkehrskonzept entwickelt und 2022 umgesetzt. Der City-Ring ist nun für Auto und LKW gesperrt, die Straßenzüge wurden zugunsten von ÖPNV/Rad/Fuß umgestaltet.

Bönnsche Viertel

In zwei Modellquartieren (Innere Nordstadt und Beueler Combahnviertel) wird die Stadt nachhaltige Mobilität in besonderem Maße fördern.

Ziel ist, die Menschen von Durchgangsverkehr und Parkdruck zu entlasten, ÖPNV, Rad und Sharing zu fördern und mit dem gewonnenen Platz neue Möglichkeiten für Begegnung und soziale Teilhabe zu schaffen. Begleitet werden die beiden Projekte durch ein breit angelegtes Mitwirkungskonzept. Die "Bönnschen Viertel" sollen Modell für weitere verkehrsberuhigte Quartiere sein.

Parkraumstrategie

In den Quartieren sollen Bewohnerparkzonen geschaffen werden oder erhöhte Parkgebühren anfallen (mit Ausnahmen für Anwohner:innen). Dies soll das Parken von der Straße in Parkhäuser und Garagen verlagern und den Parkraumsuchverkehr reduzieren. Mit den Mehreinnahmen aus der Parkraumbewirtschaftung sollen umweltfreundliche Mobilitätsangebote gestärkt werden.

An vielen Stellen im öffentlichen Raum entfallen Parkplätze für Autos. Frei gewordene Flächen sollen für Rad, ÖPNV und Shared Angebot genutzt werden – und für Begrünung und Gastronomie.

Städtetag-Initiative Tempo 30

Bonn hat sich der Städteinitiative „Tempo 30“ angeschlossen. Die Initiative fordert, eine Änderung in der Bundesgesetzgebung, die den Kommunen mehr Gestaltungsfreiheit für die Einrichtung temporeduzierter Zonen gibt. Der neue rechtliche Rahmen soll es ermöglichen, Tempo 30 auch für ganze Straßenzüge im Hauptverkehrsstraßennetz und ggf. auch stadtweit als neue Regelhöchstgeschwindigkeit anzuordnen. Ist die Fahrgeschwindigkeit geringer, bedeutet das weniger klimaschädliche Emissionen, bessere Luftqualität und eine höhere Sicherheit.

Maßnahmen im Bereich Mobilitätsmanagement

Das Mobilitätsmanagement als Teilbereich der städtischen Verkehrsplanung hat zum Ziel, dass Bürger:innen klimafreundlich unterwegs sind. Um das zu erreichen, kommen verschiedene Maßnahmen zum Einsatz, z. B Kommunika­tions­kampagnen, Beratung und Aktionsformen mit Wettbewerbscharakter.

Betriebliches Mobilitätsmanagement

Beim Betrieblichen Mobilitätsmanagement arbeiten Stadtverwaltung, Unternehmen und Verkehrsbetriebe zusammen. Gemeinsam sollen Arbeitnehmer:innen dabei unterstützt werden, vom Auto auf umweltfreundliche Alternativen umzusteigen. Auch die zeitliche Verteilung der Pendelfahrten über den Tag hinweg ist eines der Ziele, so können Stau und Stress während der Rush Hour reduziert werden.

JOBWÄRTS-Programm

Im Rahmen des JOBWÄRTS-Programms werden Unternehmen beraten, Mobilitätsanalysen durchgeführt und passgenaue Maßnahmenpakete geschnürt. Wünsche der Arbeitnehmer:innen sollen erfragt und an Verwaltung bzw. an die Verkehrsbetriebe weitergegeben werden. Dafür werden Arbeitnehmer:innen z.B. für einen begrenzten Test-Zeitraum kostenfrei Fahrräder oder ÖPNV-Tickets zur Verfügung gestellt.

Das städtische Angebot zielt zunächst auf große Unternehmen, Behörden oder Organisationen mit mehr als 500 Beschäftigten, soll dann aber erweitert werden. Mittlerweile nehmen 40 Arbeitgebende aus Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis mit insgesamt 70.000 Mitarbeitenden teil. Anfang Juni 2022 hat der Bonner Stadtrat beschlossen, das JOBWÄRTS-Programm für zwei weitere Jahre fortzusetzen.

Stadtradeln

Die Stadt Bonn unterstützt die Aktion Stadtradeln. Alle Bürger:innen können teilnehmen. Während des dreiwöchigen Aktionszeitraums schließt man sich in Teams zusammen und sammelt Rad-Kilometer auf dem Weg zur Schule, Uni, Arbeit oder in der Freizeit. Durch den spielereischen Wettbewerb sollen möglichst viele Menschen dazu motiviert werden, im Alltag klimafreundlich unterwegs zu sein. Für die besten Teams, Schulklassen und Einzel-Radler:innen vergibt die Stadt Auszeichnungen.

Information, Beratung und Vernetzung

Die Stadt richtet sich mit ihren Kommunikationsmaßnahmen rund um die Mobilitätswende nicht nur an Unternehmen und Arbeitnehmer:innen. Beispielsweise werden Neubürger:innen und Schüler:innen gezielt zu Themen nachhaltiger Mobilität informiert.

Die Stadt organisiert ein Dialogforum Mobilität einen runden Tisch, an dem ca. 50 Unternehmen, Verbände und Verwaltungsabteilungen teilnehmen und sich zu Herausforderungen und Lösungen im Bereich der Mobilität austauschen.

Das Informationsangebot auf bonn.de wird laufend erweitert; hier werden Informationen für Mobilitätsumsteiger:innen übersichtlich zusammengestellt.

 

Anmerkungen und Links

1 Der ÖV-Atlas von Agora Verkehrswendemacht Daten zur Fahrtendichte im öffentlichen Nahverkehr für ganz Deutschland zugänglich. Die Fahrtendichte ist ein zentraler Faktor für die Qualität und Attraktivität des Angebots.

2 Anm. der Redaktion: E-Fahrzeuge sind für die Mobilitätswende nur ein verhältnismäßig kleiner Teil der Lösung. Sie sollten nur für Fahrten genutzt werden, die anders nicht möglich sind, zum Beispiel als Leihwagen für den Transport von Dingen, die ein Lastenrad nicht übernehmen kann. Denn:

  • Der Strom wird nicht 100 % CO2-neutral produziert; die CO2-Einsparungen beim Fahren werden durch die Herstellung der Akkus teilweise wieder verloren. Auch die Hestellung der Autos selbst ist ressourcenintensiv.
  • Hinzu kommt: Bonn gehört zu den NRW-Städten, die am schnellsten wachsen, die Straßen sind bereits überlastet. Das eigene Auto braucht viel mehr Platz als Fahrräder, Bus und Bahn. Daher bleibt es auch mit Elektro-Antrieb ein ineffizientes Verkehrsmittel.
  • Zum Weiterlesen: In seinem Beitrag Zu viel CO2 aus dem Verkehr: Ist Elektromobilität die Lösung?" kommt der Chemiker Prof. Dr. Reinhard Zellner zum Fazit: „Seriöse Ökobilanzen sehen E-Autos in Deutschland in etwa auf gleicher Höhe mit sparsamen Verbrennungsmotoren und nicht besser." Diskussionspapier (PDF, 8 Seiten).

Globale Nachhaltigkeitsziele – Sustainable Development Goals (SDG)

Die Mobilitätswende hin zu ÖPNV, Fahrrad und zu Fuß gehen leistet einen Beitrag den folgenden SDGs:

SDG 11: Nachhaltige Städte und Gemeinden:Städte und Siedlungen inklusiv, sicher, widerstandsfähig und nachhaltig gestalten

SDG 13: Maßnahmen zum Klimaschutz:Umgehend Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels und seiner Auswirkungen ergreifen

SDG 3: Gesundheit und Wohlergehen: Ein gesundes Leben für alle Menschen jeden Alters gewährleisten und ihr Wohlergehen fördern

Recherche und Text: Robert Janßen-Morof, Sonja Corsten

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